Hans Joachim Teschners

 

Lebens-Quark 3

 


 

 

 

Lebenslauf (gleichzeitig Muster für alle Beamtenanwärter)

Zum Ende meiner Zwangsschubladisierung als Teenie das obligatorische Initiationsritual für die Aufnahme in die Enge-Jeans-Peergroup. Bis dahin und ab dafür ödester und bisweilen horrender Schulalltag, geprägt von militärisch grunzenden Altnazi-Pädagogen, aufbrausenden Lehrkörpern, arrogantem Bildungsgenöle, angsteinflößenden Drohungen (Klassenbuch), Beschimpfungen und nur manchmal vorbildhaften Wissensvermittlern…. Aus diesen Daten lässt sich bis auf die Sekunde genau mein Geburtsjahr errechnen sowie das Jahreseinkommen eines Hausmeisters in Kubikmetern.

            Das Studium? Ach ja, nach der Schule wird studiert, bzw. wurde.

    Zwei Semester dies

        Vier Semester das

            Sechs Semester jenes

Wer denkt, dass jetzt acht Semester irgendwas anderes kommen müssen, hat sich offenkundig der Scheinlogik populärer Intelligenztests ausgeliefert und zum Affen aufgeblasener Psychologen gemacht. Dies als Einwurf und Mahnung. Tatsächlich müssen nun 12 Semester folgen.

 

 

Zwischen den Semestern (sonntags zwischen 18 und 19 Uhr) nahm ich Jobs als Fotograf und Porträtist an. 1899 zufälliges Zusammentreffen mit Edvard Munch auf der Dangaster „Brücke“ (B. Wicki). Fotostrecke und Bildband über den Künstler. Ausstellung („Zahnheilkunde heute“) im Auricher Fischrestaurant „Zur Sterbehilfe“. Das preisgekrönte Porträt (siehe Abb.) offenbart die Tragik eines Verlorenen, der schreit, um zu malen und malt, um zu malen.

 

 

     

E. Munch: Der Schrei #13 

 Pressluftfoto auf Sack

 handkoloriert, Preis a. Anfr.

 

Gut, unterm Strich also summierten sich an die 13 bis 15 Semester. Zu jener Zeit galt es unter meinen Kommilitonen als schick, den Beruf des Arztes anzustreben oder eines Vorstandsvorsitzenden einer DAX-indizierten Aktiengesellschaft. Daneben gab es noch die Kollegen, die sich für 68er-Rebellen ausgaben. Sie unterminierten den Schweinestaat mit dem Blöken von Parolen im Audimax und nachfolgend als systemsprengende Ärzte oder als Staatsbeamte mit Pensionsanspruch und Privatpatientenvorsorge (sog. Schläfer).

Mein Erwerbsleben zwischen und nach den Studien sah den dritten Weg vor und der hieß Brot gegen Maloche: Federkernmatratzen flechten im Akkord, Dämmplatten an Wände tackern, Kartoffeln ausbuddeln, Bürotätigkeiten bis zum Kaffeekoma ausreizen. Zusätzlich U-Bahn fahren und anschleimende Songs (Beatles) auf Tonkassetten aufnehmen zwecks Anmache an Karin Kötter von nebenan.

 

 

1965 (sowie 1987 und 2004) die „Kehre" (Heidegger, Kaminfeger Ocko Ommen): Im „Rolling Stone“ entdeckte ich das Röntgenbild des sechsten Beatles (Thomas 'Buddenbrook' Mann, genannt Buddy), der wie in Trance mit geschlossenen Augen einen Calypso intoniert (s. Abb.).

     

Humming Calypso

Buddy Mann: Der sechste Beatles

 

Ich war so was von bekehrt! Noch im gleichen Anzug kaufte ich mir eine italienische E-Gitarre Marke Eko, einen Dynachord-Röhrenverstärker, zwei Durakkorde, einen 4/4-Takt und ein glitzerndes Musikersakko. Kometenhafter Aufstieg als E-Gitarrist! Umjubelte Schweinemucken in Dorfkneipen und auf Schützenfesten. Unausbleiblicher Wechsel in professionelle Tanzkapellen, von „The Lunics“ über „The Moonlights“ zu „The Sunrisings“. Abbruch der Konzerte resp. des „Engagements“ (A. Merkel) nach jeweils 10 Minuten. Standardspruch der Wirte „Ihr habt hier zweimal gespielt, das erste und das letzte Mal“.

Witzig. 

Nun ging’s bergauf.

Da war ich aber schon in Hamburg.

 

Teilnahme am Gitarristen-Casting bei der Gala-Band „The Kalendras“. Wurde nicht angenommen (schiefe Vorderzähne). Ritchie Blackmore – seit Monaten ohne Job in der Hafenstadt –  wurde ebenfalls abgewiesen, weil er im 5. Takt von „Der Geisterreiter“ mit einem falschen Ton (fis’’) patzte. Häme meinerseits nachträglich.

 

Ritchie 'Deep' Purple setzte nur eine Tradition fort, die schon in der Antike Stoff für Dramen und Komplexe (Ödipus) sorgte, nämlich die des falschen Tons (fis''). Eine kurze Geschichte des falschen Tons (fis'') kann man hier abrufen: 

falsches fis

  Um in die Oberliga der Hamburger Beatmusik (Rattles, Rivets, Mama Bettys) zu gelangen schien mir der Kauf eines 100 Watt Marshall-Turms (heute sagt man Stack) angeraten. Der Verstärker hatte es in sich: Auf halbe Lautstärke eingestellt knallte er alle Boxen, Lautsprecher, Fensterscheiben und Trommelfelle durch, wobei ein infernalischer Gestank austrat. Beunruhigt fuhr ich nach Oldenburg zu den Akustikgurus Schöler & Paul. Die beiden öffneten den Verstärker in einem schalldichten Bunker ohne Fenster und fanden schließlich des Rätsels Lösung: Zwischen den Röhren war ein Hochspannungswerk eingebaut sowie eine tote Maus (s. Abb.).

 

Maus

 

Ich war platt. Denn nun war die Gründung der lautesten Band der Welt unausweichlich. Sie erhielt den Namen Silberbart und ragt als Monument der ästhetischen Verwirrung bis in die Jetztzeit. Wer mehr darüber wissen will, kann ja googlen.

 

Rückblende: Kauf eine Holzgitarre im Jahr 1974. Einüben einer Eselsmusik (Bourré). Vortrag vor ausgewähltem Publikum (Vadder Bols: s. Literarium). Überstürzter Abbruch aus Gründen, die niemand was angehen.

Ende der Rückblende.

 

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